Leibeigenschaft — Крепостничество
Scholleabhängigkeit der schwarzen
(lasten- und steuerpflichtige) Bauern und Landlosen бобыли vom Grundbesitzer auf Wunsch des Adels, die Bauern an den Grundbesitz (z.B. Dienstgut) zu binden; Freie Verfügung des Gutsbesitzers über die Bauern Viele Bauern flüchteten in den Süden zu Kosaken. Dienstpflichten der Bauern: Fronarbeit (барщина): Feldbearbeitung (vor allem in südlichen Gebieten); Zins (оброк): Naturalien, Teile der Ernte (vor allem in nördlichen Gebieten).
- 1497: Abzugsrecht beschränkt auf eine Woche vor und nach dem Georgstag in Herbst (26.11 = Юрьев День)
- 1581: Verbotsjahre (заповедные лета) — Fortgehen der Bauer nicht erlaubt
- 1646: Vollständige Leibeigenschaft, kein Abzugsrecht mehr
- 1680: Bauern und Knechte mit eigener Landwirtschaft gleichgestellt (z.B. beim Verkauf)
- 1722: Bauern und Knechte gleichgestellt
- 1861: Abschaffung der Leibeigenschaft unter Alexander II. (Niederlage im Krimkrieg 1855/56; Freilassung der Produktionskräfte entsprechen den Ansprüchen der Industrie); die Bindung an die Scholle und an die Dorfgemeinde bleibt bestehen
- 1881: Völlige Befreiung von Dienstpflichten
- 1917: Vollständige Freilassung der Bauern von der Scholle und der Dorfgemeinde (мир, община)
Zins — Оброк
Zins in Form von Naturalien, Teilen von Ernten das die Bauern an ihre Gutsbesitzer (vor allem reichere Grundherren) oder in magereren Gebietsböden des Nordens zahlen mussten.
Fronarbeit — Барщина
Unbezahlte Arbeit von Leibeigenen, die ihren Lebensunterhalt und ihre steuerlichen Lasten aus der Arbeit auf dem ihnen persönlich zugeteilten Grund und Boden bestritten.
St-Georgs Tag — Юрьев День
1497 bis 1581: der letzte Erntetag (26.11 — Юрьев День), an dem die Bauern ihren Besitzer frei wechseln konnten. Abzugsrecht beschränkt auf eine Woche vor und nach dem Georgstag.
Rangplatzordnung — Местничество
Rangsystem (Ende des 15. Jh.), das am Hof des Ivan III entwickelt wurde. Die Regelung der Beziehungen des hohen Adels nach dem Prinzip des Abstammung, die wegen der Neuzugänge (Ende 15. Jh.: Sammlung des russischen Landes) durch wachsende Rivalität gekennzeichnet, die dem auf Dienst und Herrschaft ausgerichteten Wesen des Adels entsprach (Bojarenrang war nicht direkt erblich, sondern jeweils erst nach best. Dienstzeit verliehen). Differenzierung des Systems der Ränge (чины) innerhalb des gesammten Adels:
- Bojarenränge: Bojaren minderen Ranges (окольничие), Duma-Adlige (думные дворяне), Duma-Sekretäre
- Moskauer Ränge: Truchsesse (стольники), Haushofmeister (стряпчие), Moskauer Adlige (московские дворяне), Residenzadlige (жильцы)
- Provinzränge oder Dienstleute im engeren Sinne (служилые люди): ausgewählte Adlige (выборные дворяне), Provinzadlige (городовые дворяне) Bojarenkinder (боярские дети)
Jeder der Ränge hatte seine eigenen Privilegien. Rangplatzordnung wurde 1682 abgeschafft. Rangtabelle (nach dem Leistungsprinzip) löst die Rangplatzordnung ab.
Rangtabelle — табель о рангах
Ziel: Förderung der Adligen nach dem Leistungsprinzip nicht nach der Herkunft; die Möglichkeit der nichtprivilegierten Schichten den Adelstitel zu erhalten. Drei Arten: Militär-, Zivil- und Hofränge (jeweils 14).
- 1714: Erlass über die Einerbfolge: Verweisung der nichterbenden Söhne der Gutsbesitzer auf den Staatsdienst
- 1722: Unter Peter dem Großen eingeführt, löst die Rangplatzordnung ab: Rangvergabe vor allem nach dem Leistungsprinzip (rechtliche Angleichung des Dienstgutes an das Erbgut); der gesamte Adel: шляхетство, später: дворянство
- Alle militärischen Ränge von der 14. (untersten), alle zivilen Ränge von der 8. Klasse an vermittelten den Zugang in den erblichen Adel, die 14.-9. Klasse vermittelte den Zivilbediensteten den persönlichen Adel.
- 1790 und 1799: Automatische Beförderung nach meist drei Jahren (выслуга = Abdienen)
- Einführung der Titel Baron, Graf, Verleihung des Titels
Fürst
- 1856: für Zivilisten ab dem 4. Rang — erblich, für die Militärs — ab dem 6.; der persönliche Adel ab dem 9. Rang
Bauerngemeinde — мир, община, артель
- Seit dem 13. Jh. bis 1917 — Gesamtheit der Zugehörigen einer bäuerlichen Gemeinde (früher — волость)
- Zuständig für die gemeinsamen Angelegenheiten der Bauern
- Verantwortlich den Bojaren, Großfürsten und Klöstern hinsichtlich der Steuer- und Dienstleistung
- Gerechte Verteilung der Steuerlast innerhalb der Bauerngemeinde (der Boden wurden nicht vererbt, sondern nach dem Prinzip der Familiengröße umverteilt (Dagegen vererbten die Wolgadeutsche ihre Grundbesitz)
- Мир wurde nach der administrativ-rechtlichen Betrachtung gleichgesetzt mit dem Begriff община.
Knechte — Холопы
- 10 – 18 Jh.: vom Grundbesitzer abhängige Menschen in Russland.
- In ihrer rechtlichen Lage glichen sie den Sklaven
- Der Gutsherr hatte über sie eine unbeschränkte Macht, musste aber auch die Verantwortung für die Handlungen seiner Untertanen mittragen.
Zum Knecht konnte man werden durch
- die Gefangenschaft
- den Selbstverkauf
- die Schulden
- die Verbrechen
- die Heirat einer Leibeigenen
Aufgaben/Funktion
- Feldbearbeitung
- Diener bei Hof
- Handwerkertätigkeiten
- Administrative Tätigkeiten
Ab Ende des 17. Jh. bekamen einige Knechte ihr Grundstück und waren steuerpflichtig. 1722 wurden дворовые холопы den Leibeigenen gleichgestellt.
Тяглые люди
Steuerzahlende Bürger
Бобыли
- Im Russischen Staat des 15 bis 18 Jh.: vor allem die verarmten Adligen, die keine staatlichen Steuern (тягла) gezahlt haben und später in die feudale Abhängigkeit geraten. Seit der 2. Hälfte des 15. Jh. Tätigkeiten: Landwirtschaft, Handwerk, Handel, arbeiteten auf Einstellung. Sie müssen ihren Herren Zinsen zahlen (бобыльщина). Mit der Zeit näherte sich ihr Stand dem der Bauern.
- Ab 1631-32: verpflichtet zur Zahlung der Steuern.
- Ab 1724:
- Angleichung mit dem Bauernstand
- Einführung der Kopfsteuer (подушная дать)
- Im Volksmund: verarmte, alleinstehende Menschen (vor allem Männer)
Bojaren — Бояре
- Adlige im Kiever Reich
- 10. – 17 Jh.: Zusammen mit den Fürsten, bilden sie die höchste Schicht der feudalen Gesellschaft im Russischen Staat.
- In der Rangordnung waren sie die Nächststehenden nach dem Großfürsten in der Staatsordnung.
- Waffendienstpflichtig
- Ab dem 12. Jh. wächst ihr politischer Einfluss und Streben nach der Selbstständigkeit.
- Recht an der Teilnahme in der Sitzungen der Bojarenduma
- Unter der Herrschaft von Iwan IV. wurde die Bojarenschicht entmachtet und durch die опричнина nach den Morden und Massenaussiedlungen stark dezimiert.
Adlige — Дворяне
- Die Adelsschicht im breiteren Sinne gab es im Kiever Reich als die Gefolgschaft des Fürsten: Vielzahl verschiedener Gruppen (Hoch- und Kleinadel).
- Kein Feudalismus (als ausgebildetes System), dafür aber ein Treueverhältnis zwischen dem Fürsten und den Bojaren.
- Keine Stände im westlichen Sinne.
- Die Beziehungen untereinander werden durch die Rangplatzordnung geregelt.
- 15. Jh.:
Hofleute
(дворяне): Mehr und mehr zum Kriegsdienst herangezogen (fürstliches Reiterheer) und erhielten Dienstgüter (поместье).
- Bildung einer neuen Schicht der Dienstgutbesitzer (помещики).
- Eingliederung der опричники (persönliche Leibgarde von Iwan dem Schrecklichen) in den übrigen Reich 1572, nachdem sie 1571 die Eroberung Moskaus durch die Krimtataren nicht hatten verhindern können.
- Als rechtliche soziale Schicht erst seit dem 18. Jh. anerkannt.
- Die Adelstitulierung wurde nach der Oktoberrevolution abgeschafft.
- bis 17. Jh.: Während der Smuta: Diskreditierung der übriggebliebenen Geschlechter: 23 alte Familien sind geblieben (davon 18 von Rjurik hergeleitet).
- Hofadel mit Emporkömlingen aufgefüllt.
- Differenzierung des Systems der Ränge (чины) innerhalb des gesammten Adels:
- Bojarenränge: Bojaren, Bojaren minderen Ranges (окольничие), Duma-Adlige (думные дворяне), Duma-Sekretäre.
- Moskauer Ränge: Truchsesse (стольники), Haushofmeister (стряпчие), Moskauer Adlige (московские дворяне), Residenzadlige (жильцы).
- Provinzränge oder Dienstleute im engeren Sinne (служилые люди): ausgewählte Adlige (выборные дворяне), Provinzadlige (городовые дворяне).
- Bojarenkinder (боярские дети).
- Jeder der Ränge hatte seine eigenen Privilegien.
- 17. Jh. (Zeit Peter des Großen): Rechtliche Angleichung des Dienstgutes an das Erbgut
- Rangtabelle (der gesamte Adel шляхетство, später дворянство).
- Einführung der Titel
Baron
und Graf
, Verleihung des Titels Fürst
.
- 1730: Versuch des Adels einer Beschränkung der Autokratie (Abschaffung der Dienstpflicht).
- Nach 1736: Beginn des
Goldenen Zeitalters
des russischen Adels. Es bildeten sich mehrere Gruppen heraus:
- Politisch tätigen (Dekabristen, später: Intelligenzija)
- Gutsbesitzer (лишние люди).
- (Mehrheit) Dienstpflichtige (auch aus freiwilligen Gründen).
- 1861: Bauernbefreiung (Große Reformen) brachte dem Adel nur kurzfristig einen gewissen Wohlstand (Friedensrichter, Mitarbeit in Zemstvo usw.). Wirtschaftlich verloren sie jedoch dabei den Rückhalt.
- 1885: Gutbesitz tritt immer mehr in Vordergrund.
- 1917 (10.11; Lenin): Dekret
Über die Abschaffung der Stände und bürgerlichen Ränge.
Gutsbesitzer — Помещики
- Besitzer von Dienstgütern (поместье = Besitz, der als Entgeld für bestimmte militärische Dienstleistungen vergeben wurde)
- Ursprünglich waren sie die Gefolgsleute der Großfürsten (siehe Adel)
- Die Grundbesitzer investierten in ihr Land kein Kapital: Es wurde mit dem Viehbestand und landwirtschaftlichen Ausrüstung der Leibeigenen bearbeitet, was auf Dauer unwirtschaftlich war.
Kleinbürgertum — Мещанство
- 14 — 17 Jh.: Kleinbürger
- Steuerpflichtig, Heerdienstpflichtig, eingeschränkt in ihren Ausreisemöglichkeiten.
- Besitz und Standwaren vererbbar.
- Der reich gewordene Kleinbürger wurde zum Kaufmann und umgekehrt. Auch die Bauern, die von der Leibeigenschaft (крепостное право) befreit waren, sind zu Kleinbürgern geworden.
- Vor der Revolution: Verschiedene soziale Schichten in einer Stadt (Handwerker, Händler, Hausbesitzer, -vermieter).
- Im übertragenen Sinne: Kleinbürger — Spießbürger = Ein egoistischer Mensch; Individualist; Mensch mit einem beschränkten Horizont.
Nichtadlige Intellektuelle — Разночинцы
- 18 – 19 Jh.: Menschen aus verschiedenen Schichten, die nicht unbedingt adlig sind. (ehemals Geistliche, Kaufmänner, Kleinbürger, Bauern, Beamte, verarmte Adlige mit Ausbildung usw.).
- Seit 1861, also nach Abschaffung der Leibeigenschaft ist es die grundlegende soziale Schicht.
- Viele разночинцы nahmen an revolutionären Bewegungen (Volkswille — народная воля) teil.
Intelligenzia — интелигенция
- Zum Begriff: Wurde zum ersten Mal vom Schriftsteller Boborykin verwendet.
- Seit 1860: Auch in anderen Sprachen eingeführt/verwendet.
- Ursprüngl.: Die
geistig Tätigen
im Gegensatz zu körperlich Tätigen.
- Vor Revolution: Lehrer, Mathematiker, Ärzte, Chronisten, später: Professoren, Künstler, Schauspieler usw.
- Im 19 Jh.: Anzahl der adligen intellektuellen Intelligenzija sinkt. Umso mehr wächst die intellektuelle Bürgerschicht.
- In der Zeit des russ. Imperialismus (bis 1917) hat sich die Anzahl der Intelligenzija verdoppelt, jedoch ungleichmäßig verteilt auf verschiedene Regionen des Landes (z.B. vgl: Russland und Asien).
Entkulakisierung — Раскулачивание
Kulaken: die Schicht der Großbauern, die sich vor allem in der Zeit der NÖP vergrößerte.
- 1928: Einführung der Planwirtschaft
- Ende 1929 Gezwungene Durchsetzung:
- Bildung der Kolchosen (Stalin:
год великого перелома
)
- Entkulakisierung: Liquidation des Gutsbesitzes der Kulaken und Abschleppung der Familien in die Arbeitslager
- Ziele:
- Versorgung der kollektiver Wirtschaft mit materiellen Grundlagen
- Modernisierung und Freisetzung der billigen Arbeiterkräfte
- Der Staat hat keine genaue Definition gegeben, wen man zu Kulaken zähle.
- Im Allgemeinen: Arbeitskräfte (aus)nutzende Gutsbesitzer, Inhaber eines guten Hauses, Besitzer von mehr als zwei Kühen bzw. Pferden usw.
- Jedes Gebiet bekam eine bestimmte zu erfüllende Norm an Kollektivierung und Entkulakisierung (5-7% aller Bauernhöfe). Meist wurde diese Norm über 25% erfüllt.
Podkulačniki/подкулачники: Verarmte, Bettler, unverwünschte Personen usw.
Gulag (Hauptverwaltung der Lager) — ГУЛаг (Главное управление лагерей)
- ČK (Tscheka = ЧК) führt 1918 Lager für Gegner der Revolution ein (alte Klöster, frühere Gefängnisse)
- 1956 aufgelöst (Zeit Chruščevs)
- Gründe für Verhaftungen:
- Antisowjetische, religiöse, nationale Propaganda, Literatur
- Teilnahe an Demonstrationen
- Ziele:
- Gefangene sollen durch Arbeit eine neue Identität finden. Später: Unterteilung in Haupts- und Unterlager (erste Belegschaft: Kulaken-Familien, Christen zum Arbeitskräfteeinsatz)
- Förderung der Industrialisierung durch billige Arbeitskräfte. Gebaut vor allem da, wo das Klima freiwillige Ansiedlung erschwert.
- Ab 1934: auch für überzeugte Kommunisten ( nach Säuberungen der Parteien)
- Später: Generäle und die ersten Kommandanten und Wachleute der Lager selbst.
- Vor dem Kriegsbeginn: ca. 4 Mio. Menschen in Lagern und Gefängnissen (3% der Gesamtbevölkerung der Union)
- Nach dem Kriegsende: Gesamtzahl 4,3 – 12 Mio. Menschen
- 1948: Lager mit einem speziellen Regime: für Verurteilte wegen
antisowjetischer Tätigkeit
und kontrarevolutionärer Akte
- Auch die Arbeiter, die den Plan (z.B. in der Landwirtschaft) nicht erfüllten, wurden auch in die Lager gebracht.
- Repressionen (1948 – 1953): 2000 Parteifunktionäre, Führer oder Parteiorganisation verhaftet, davon 200 erschossen.
- Es wurde auch während des Krieges populär gewordenes Militär verhaftet.
Opričnina — Опричнина
Von Ivan IV. unmittelbar unter die Verwaltung des Zaren gestellte Landesteile:
- Bezeichnung für Ländereien im Gebiet von Moskau, die Zar Ivan IV. 1565 den rechtmäßigen Besitzern entzog (durch Massenaussiedlungen und Morde) und den Angehörigen seiner Leibgarde (Opričniki → Gegengewicht zu Bojaren) übertrug.
- Bezeichnung O. wird auch zur Kennzeichnung der inneren Politik Ivans IV verwendet.
- 1572 wurde die O. wieder dem übrigen Reich eingegliedert, nachdem die Opričniki 1571 die Eroberung Moskaus durch die Krimtataren nicht hatten verhindern können.
Dritte Abteilung
— Третье отделение
- Vorläuferin (1810-1819)
Besondere Kanzlei
für staatspolitische Aufgaben im Polizeiministerium.
- 1826 Einrichtung der
Dritten Abteilung
als Geheimer Staatspolizei.
- Eigene Kanzlei seiner Kaiserlichen Majestät = третье отделение собственного императорского величества канцелярии, so lautete der Name der unter Nikolaus I. eingerichteten Staatspolizei (auf Anregung von Benkendorf).
- Diese Dritte Abteilung hatte
alle Vorkommnisse ohne Ausnahme
zu sammeln. Damit wurde sie aufgrund ihrer besonderen Zuordnung zur zentralen Überwachungs- und Kontrollinstanz nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch des gesamten Staatsapparates.
- Gendarmenkorps waren mit der D. A. verkoppelt. (Der Hauptchef der D.A. (Benkendorf) war Chef der Gendarmen und zugleich Stabschef)
- Aufgaben:
- Sicherung der Ruhe und der Ordnung
- Überwachung der Bauernbewegung
- Überwachung der gesellschaftlichen und revolutionären Bewegungen
- Kontrolle der öffentlichen Meinung
- Politische Überwachung
- Verbannungen usw.
Борьба с космополитизмом
- siehe auch Жданов
- Kosmopolitismus ruft zur Vereinigung der Nation auf und Ablehnung der nationalen Tradition und Kultur und Patriotismus usw.
- Ideologischer Kampf gegen die Intellektuellen, die die westliche Lebensweise positiv schilderten.
- Ausgelöst nach dem Ende des zweiten Weltkriegs.
- Ende der 40er bis Anfang der 50er soll die Literatur volksnah und optimistisch sein.
- Antijüdische Stimmung
- Hetzkampagne gegen Jevtušenko und Achmatova
Жданов
- 1944 führt eine (große) Bildungsreform durch
- ab 1947: Sekretär der ZK für Agitation und Propaganda
- Schüchterte die Intelligenzija ein, indem er ihr
Kosmopolitismus
vorwarf (z.B. Anna Achmatova) — Literatur soll volksnah, optimistisch usw. sein
- 1948: wurde Lyssenko (Лысенко) gegen Ždanovs Widerstand in die Akademie oder Wissenschaften gewählt → Ždanov verschwand von der politischen Bühne
- Ждановщина: Ära 40er: Kampf gegen Internationalismus und Objektivismus, Kosmopolitismus für Sowjetpatriotismus, Selbstglorifizierung und Parteilichkeit
Tauwetter — Оттепель
Ab dem XX. Parteitag (1956) ca. bis Kubakrise (1962) Politik Chruščevs:
- Entstalinisierungsprozess (Geheimrede von 25. Februar 1956)
- Freilassung des größeren Teils der politischen Gefangenen
- Neuordnung des Justizwesens (1957 angekündigt)
- Erschließung von Neu- und Brachlands in Kasachstan und Sibirien (целина)
- Verstärkter Anbau von Mais (
Königin der Feldpflanzen
)
Lockerung der bisherigen Fixierung auf die dogmatischen Prinzipien der KPdSU: Tauwetter-Periode (nach dem Titel eines Romans von Ilja Ehrenburg).
- Neue Bewegungen in Kunst, Literatur, Musik, Theater und Film
- Kurzfristig: sogar Meinungsvielfalt (z.B. 2. Schriftstellerkongress 1954)
- Entlassung und Rehabilitierung der politischen Häftlinge
14. Oktober 1964: Sturz Chruščevs
Friedliche Koexistenz — Мирное сосущуствование
- Friedliches Nebeneinander zweier politischer Systeme (sozialistisches und kapitalistisches Systeme) nach Stalins Tod
- Wunsche nach Sicherung der außenpolitischen Interessen zwischen Ost und West. Daher die zurückhaltende und kooperative Haltung der Sowjetunion.
kompromißlerische
Deutschlandpolitik (in der DDR)
- Staatsvertrag mit Österreich (1955)
- Aussöhnung mit Tito (Jugoslawien)
- Akzeptanz der Rückkehr Ostmitteleuropas in das kapitalistisch geprägte Gesamteuropa
- (vorübergehender) Verzicht auf die Weltrevolutionsgedanken
Die außenpolitische Zurückhaltung wurde in dem Moment aufgegeben, als man in Moskau angestrebte Gleichgewicht mit der westlichen Vormacht, den Vereinigten Staaten von Amerika, Mitte der 50er Jahre für erricht hielt.
Der Kalte Krieg, später der Berliner Mauerbau (1961), um die Flüchtlingsströme aus Ost-Berlin zu stoppen, und die Kubakrise (Oktober 1962) zeichneten deutliche Rückwendung.
Erst ab Ende 1962-63 und bis zu den Krieg in Afghanistan 1979 konnte man eine Entspannung erkennen. (Installation einer Direktverbindung (das rote Telephon
), Verzicht auf gegenseitige Propaganda usw.)
Stagnation — Застой
Konservierung des politischen Regimes in der Regierungszeit Breznevs (1906 – 1982) nach dem Sturz Chruščevs am 14. Oktober 1964.
Die ständig wechselnden Direktiven und Reformen
der Parteiführung hatten die Kader verunsichert und den Eindruck vermittelt, dass die KPdSU in die Orientierungslosigkeit steuerte. Als Brežnev die Macht übernahm, setzte er das Ziel voraus, der in Partei und Gesellschaft verbreiteten Verunsicherung ein Ende zu bereiten und die Zügel fest in die Hand der KPdSU zu verankern. So wurde als erstes (29. März bis 8 April 1966, XXIII. Parteitag) das in Artikel 25 des Parteistatuts von 1961 verankerte Rotationsprinzip abgeschafft.
Weitere Folgen:
- Aufhebung der 1962 beschlossenen Zweiteilung der KPdSU in einen industriellen und einen landwirtschaftlichen Zweig
- Erschwerung des Eintritts in die Partei
- Verschärfung der Parteikontrolle
- Schließlich: Machtmonopol der KPdSU
Damit wurde die Positionssicherung der Nomenklatura und die Wiederausrichtung des gesamten öffentlichen Lebens nach den Direktiven der Partei wieder erlangt.
Perestrojka (Umbau, Umgestaltung) — Перестройка
Perestrojka wurde in der KPdSU verschiedentlich als Schlagwort für organisatorische Veränderungen in der Parteistruktur benutzt. Sowohl die Reorganisation des Parteiaufbaus 1929/30 wie die von 1934 wurden zeitgenössisch als P. bezeichnet. Nach dem Amtsantritt Gorbačevs als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU im März 1985 bekam der Begriff einen neuen Inhalt.
- Ursachen:
- Unproduktivität der sozialistischen Planwirtschaft
- Mangelhafte Arbeitsmotivation
- Hohe Militärausgaben
- Ziele:
- Modernisierung und Veränderung des gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Systems (diese Politik wurde anfangs unter dem Schlagwort
ускорение
propagiert).
- Mitte 1986 löste der Begriff решение (die Lösung) den Begriff uskorenie (Beschleunigung) ab.
- Elemente des Perestrojka-Konzepts:
- Offener Umgang mit der Gesellschaft (
Glasnost
)
- Гласность: Transparenz, Offenheit, Öffentlichkeit
- Zum ersten Mal als Begriffe von Alexander Herzen erwähnt
- Freier Zugang zur Information
- Offene Diskussion über die Probleme
- Förderung der Kritik und Selbstkritik
- Transparenz der Entscheidung in Wirtschaft und in Politik und die Beteiligung der Massen an ihnen
- Lockerung der Zensur
- Wandel des politischen Systems mit Wahlrechtsreform im Partei und Staat
- Stärkung der Rolle des Sowjets демократизация (Demokratisierung)
- Reform des Wirtschaftssystems (радикальная реформа экономического механизма) mit der Zielvorstellung der Schaffung eines sozialistischen Marktes
- Gesetz über die Staatsunternehmen (1987):
- Selbstplanung
- Selbstfinanzierung
- Selbstversorgung
- Selbstverwaltung
- Gesetz über die individuelle Arbeitsaktivität (1986) (Kooperative und die Genossenschaften):
- Zulassung von Gemeinschaftsunternehmen, sog. Kooperative
- Zulassung privater Kleinbetriebe
Politische Grundprinzipien standen vor dem wirtschaftlichen. Perestrojka bewegte sich auf den Halbmaßnahmen: man versuchte die sozialistische Planwirtschaft beibehalten unter der Einführung der marktwirtschaftlichen Verhältnisse, was an sich der Widerspruch war. Staatlich fixierte Preise ermöglichten keine frei Entfaltung der Betriebe. Als Folge versagten die Reformen unter Gorbatschow.
- Dramatische Verschlechterung der Wirtschaftslage
- Rückgang der Produktivität
- Hyperinflation
- Korruption
- Kriminalisierung der Wirtschaftsführung
1990 fordert Boris Jelzin den Übergang zur Marktwirtschaft. Ein Teil der Führung und viele Wissenschaftler begriffen die Perestrojka als soziale Revolution
, d.h. als radikale Veränderung der sozioökonomischen Struktur (Wirtschaft und Gesellschaft). Manche Parteiführer waren jedoch für die Modernisierung der Wirtschaft beim gleichbleibenden gesellschaftlichen und politischen System. Die Wirtschaftskrise 1989 zeigte das solche Position nicht zukunftsfähig war. Mitte 1991 versuchten die konservativen
Kräfte ihre Macht trotzdem zu halten (August-Putsch).