Musikfiguren, Artikulation, Notationen, Ornamente

𝄸 bzw. 𝄹

𝄸 (Abk. für ital. quindicesima alta: fünfzehnte hoch) heißt zwei Oktaven höher als notiert. 𝄹 (quindicesima bassa) bedeutet dementsprechend zwei Oktaven tiefer als notiert. Quindezime ist die Intervallbezeichnung für die Doppeloktave. Obwohl es rechnerisch nicht stimmt, wird zuweilen die Versetzung um zwei Oktaven auch mit der Zahl 16 vorgeschrieben.

Agogik

Die Agogik (griech. ágein: führen) ist ein Oberbegriff für Temponuancierungen zur Verdeutlichung von Form und Ausdruck. Sie bleibt i.d.R. dem Stilgefühl des Spielers überlassen, kann aber durch Anweisungen wie ritardando oder accelerando vorgeschrieben werden.

Arpeggio

Wenn eine gewellte Linie 𝆃 vor eine Akkord steht, wird dieser in rascher Folge von unten nach oben angeschlagen (gebrochen) und liegengelassen. Durch diese Spielart entsteht ein Klang, der dem Klang einer Harfe (ital. la arpa = die Harfe) ähnlich ist

Assymetrische Taktarten

Aus ungleichen Taktteilen, z.B. Zweier- und Dreiergruppen, zusammengesetzt, ergeben sich die typischen unregelmäßigen Betonungsmuster. Typisch sind die assymetrischen Taktarten für die bulgarische Volklore, die viele Elemente aus vorchristlichen Zeit bewahrt hat, und den Zwiefachen.

Cluster

Das Wort Cluster (engl.: Gruppe, Büschel, Traube) bezeichnet einen Akkord aus dicht nebeneinander liegenden Tönen, die mit den Fingern, Handflächen oder Unterarmen gespielt werden. Der Name spielt auf die Darstellung in traditioneller Notenschrift an, die einem Bündel Weintrauben ähnelt.

Dachakzent

Der sog. Dachakzent 𝆜 dient als Zeichen einer scharfen Betonung, die gleichzeitig mit einer gewissen metrischen Schwere einhergeht.

Doppelschlag

Der Doppelschlag (ital.: gruppetto) 𝆗 ist eine Verziehrung, bei der die Hauptnote in einer Vierergruppe durch die obere und untere Sekunde umspielt wird. Steht jedoch der Doppelschlag zw. zwei Noten, verbindet er die beiden. Das Versetzungszeichen darunter bedeutet, dass die untere Nebennote alteriert ist.

Dodekaphonie

Das Verfahren der Dodekaphonie (griech. dodeka: zwölf) bzw. Zwölftontechnik ordnet die zwölf Töne der Oktave zu einer Reihe, die alle Klangverbindungen bestimmt.

Double

Double ist eine Verzierungsform des Barock, in der das Grundgerüst bewahrt blieb, die Noten aber verdoppelt wurden, z.B. durch Auflösung der Akkorde und durch Umspielung der Basslinie.

Diese Technik war die vielleicht älteste Form der Variation, die sich im 18. Jh. zu einem beliebten Genre entwickelte. Im klassischen Typus wird ein Thema vorgestellt, das anschließend eine Folge von Variationen durchläuft, die einige Aspekte der Ausgangsgestalt beibehalten und andere verändern.

Dreiklangumkehrung

Die Grundstellung eines Dreiklangs wird umgekehrt, indem man den Grundton nach oben oder in die Mitte legt (Notennamen bleiben erhalten). Dreiklangumkehrung benutzt man, um die Akkorverbindungen klanglich besser zu gestalten.

Enharmonische Verwechselung

Bei Tönen, die gleich klingen, aber verschieden geschrieben werden, z.B. fis = ges, spricht man von enharmonischer Verwechselung.

Fermate

Die Fermate (fermata, ital. Halt, Haltepunkt) bedeutet in erster Linie, daß der bezeichnete Ton oder die Pause etwas länger auszuhalten bzw. zu zählen ist 𝄐 bzw. 𝄑. Diese Verlängerung ist nicht exakt festgelegt, grober Richtwert: 1½-fache ursprünglicher Dauer.

Homophonie

Im Gegensatz zur Polyphonie bezeichnet das Fachwort Homophonie einen mehrstimmigen Satz, dessen Stimmen rhythmisch synchron geführt werden und sich hierarchisch in eine Hauptstimme und untergeordnete Begleitstimmen gliedern.

Keil

Seit dem 18. Jh. gebräuchlich, bezeichnet der Keil unter oder über dem Notenkopf eine besondere Form des staccato. Die Töne werden nicht nur kurz, sondern auch mit einer gewissen betonten Schwere bzw. marcato angeschlagen. In der Musuk des 20. und 21. Jh.s bedeutet der Keil ein staccato mit scharfem Akzent.

Kopf

Das Zeichen 𝄌 (Kopf) ist immer mit einer Anweisung verbunden, z.B. bedeutet D.C. ( ital. da capo = von vorn) al 𝄌, dass das Stück von Anfang bis zum Kopfzeichen zu wiederholen ist. Beim Erreichen des Zeichens wird in den zweiten Kopf gesprungen.

Ein anderes Zeichen verlangt den Rückwärtssprung. Die Anweisung lautet dann z.B. D.S. (ital da segno = vom Zeichen 𝄐) als Fine (Ende) oder auch d.s. al 𝄐 bzw. D. 𝄐 al Fine und bedeutet die Wiederholung vom Zeichen an, und wieder gemäß der Anweisung.

Mordent

Der Mordent (franz. mordant[e]: beißend) ist eine Verzierung mit einmaligem Wechsel zwischen Hauptnote und unterer Sekunde.

Optionston

Bei Akkorden mit Optionstönen lässt man die Quinte aus, damit der Satz transparent bleibt. Niedrigere Optionstöne können auch ohne ausdrückliche Angabe hinzugefügt werden, z.B. können in einem 13er Akkord die Optionstöne 9 und 11 einzeln oder beide erscheinen.

Ostinato

Ostinato nennt man eine über einen längeren Zeitraum ständig wiederholte motivische Klangfolge.

Polyphonie

Der Ausdruck Polyphonie benennt diejenige Form der Mehrstimmigkeit, deren gleichzeitig klingende Stimmen eine gewisse Selbständigkeit aufweisen.

Polyrhythmik

Erklingen verschiedene Rhythmen gleichzeitig, spricht man von Polyrhythmik. Typisch für Musik des Spätmittelalters, aber auch für afrikanische Kulturen, werden Polyrhythmen ebenfalls im Bereich des Rock und Pop und der Neuen Musik verwendet. Besondere Formen sind Konfliktrhythmen, z.B. Duolen gegen Triolen (2:3) oder Triolen gegen Sechzehntel (3:4). Streng genommen handelt es sich so um Polymetrik, die Gleichzeitigkeit zweier Taktarten (z.B. 3/4 und 6/8), die aber im selben Verhältnis zueinander stehen wie resp. Achteltriolen und -duolen.

portato

Die Kombination von staccato-Punkten mit einem legato-Bogen schreibt die Artikulation portato (ital.: getragen) vor. Die Töne sollen voneinander getrennt, aber nicht so kurz wie beim staccato gespielt werden. Eine ähnliche Artikulationsform bedeutet die Anweisung non legato.

Pralltriller

Der Pralltriller ist eine Verzierung mit einmaligem Wechsel zwischen Hauptnote und oberer Sekunde.

Rasguado

Das Arpeggio-Zeichen mit Pfeilspitze bedeutet, dass der betreffende Akkord mit der sog. Rasguado Technik angeschlagen werden soll. Von einer geschlossenen Faust ausgehend werden die Finger der rechten Hand einzeln nacheinander gestreckt und schlagen dabei mit der Nagelfläche die Saiten an. Zuerst der kleine Finger, zuletzt der Zeigefinger. Dies geschieht in einem schnellen Ablauf, bei dem die Einzelbewegungen der Finger zur Gesamtbewegung der sich öffnenden Hand werden.

Sequenz

Der Ausdruck Sequenz (lat. sequentia: Folge) bezeichnet die stufenweise versetzte Wiederholungsfolge einer musikalischen Figur.

Der stumme Fingerwechsel

Beim stummen Fingerwechsel hält ein Finger eine Taste so lange gesenkt, bis ein anderer sie stumm, d.h. ohne noch einmal anzuschlagen, übernimmt.

Stützfinger

Stützfinger bedeutet: einen Ton liegen lassen, während in derselben Hand weitere Melodietöne gespielt werden.

Tremolo

Tremolo ist ein schneller, wiederholter Wechsel zw. einem Haupt- und einem darüber oder darunter liegenden oder aus dem jeweiligen Akkord zu entnehmenden Nebenton.

Triller

Der Triller 𝆖 ist eine Verzierung, die in raschem, mehrmaligem Wechsel zwischen einer Hauptnote und ihrer oberen Nebennote besteht. Der Triller beginnt mit der oberen Nebennote. Ab etwas 1828 wurde der Triller mit der Hauptnote beginnend gespielt. Beendet wird der Triller i.d.R. durch einen Nachschlag (unterer Nebenton + Hauptton).

Triole

Eine Triole ist eine Gruppe von drei Noten, deren Wert einer Gruppe von zwei Noten entspricht. Auf einen Grundschlag werden zwei Noten gespielt. Die Triole wird durch die Ziffer 3 am Notenbalken oder durch eine Klammer gekennzeichnet.

Vorschlag

Der kurze Vorschlag ist ein schnell und akzentuiert auszuführender Verziehrungston vor dem Hauptton. Seit etwa 1800 wird er als Achtel- oder Sechzehntelnote mit durchgestrichenem Fähnchen notiert 𝆔.

Der lange Vorschlag erscheint als kleine Note vor dem Hauptton, von dem in der Regel der Wert abzuziehen ist (Vorhalt). Auch der kurze Vorschlag wird meist auf dem Schlag ausgeführt, beide Arten können gelegentlich aber auch vor dem Schlag zu spielen sein; dann wird ihr Wert vom vorausgegangenen Ton abgezogen.