Ausgewählte musikalische Genren, Stile, Formen

Allemande

Allemande ist das französische Wort für deutsch und gleichzeitig die Bezeichnung für einen Tanz deutscher Herkunft. Es handelt sich um einen ruhigen Schreittanz in 4/4-Takt, Zeichen eines zufriedenen Gemüth, das sich an guter Ordnung ergetzt, wie Johann Mattheson im 18. Jahrhundert formulierte.

Aulodie

Von einem Aulos begleiteter Gesang.

Arietta

Arietta ist die Verkleinerungsform von Arie und bedeutet kurze Arie (it.: Aria, franz.: Air) versteht man zunächst einen Sologesang mit Orchesterbegleitung, z.B. eine Opernarie. Das Wort Arie wird aber auch zur Bezeichnung von langsamen, melodiösen Instrumentalstücken verwendet.

Barcarole

Ursprünglich ein venezianisches Gondellied, entwickelte sich die Barcarole oder Barkarole (ital. barca: Barke, Boot) im 19. Jh. zu einem Vokal- und Intrumentalgenre, dessen wiegender 6/8- oder 12/8-Takt an das sanfte Schaukeln einer Gondel und an das gemächliche Rudern eines Gondoliere erinnert.

Blues

Der Blues ist ein volkstümliche Gesangform der nordamerikanischen Schwarzen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In den Texten kommen oft Probleme und soziale Missstände zum Ausdruck. Die Musik wirkt daher oft traurig oder melancholisch. Über die Harmoniefolge kann die rechte Hand auch improvisieren und die Melodie variiren.

Bourrée

Eine Bourrée ist ursprünglich ein schneller französischer Bauerntanz aus der Auvergne (Zentralfrankreich), von dem es viele Arten gibt. Dieser lebhafte Reigentanz fand auch Eingang in die höfische Kultur der Barockzeit: In stilisierter Form wurde die Bourrée häufig zum Bestandteil einer Suite, einer Folge von Instrumentalstücken.

Cha-Cha-Cha

Als die Sklaven auf Haiti sich 1791 gegen die französische Kolonialmacht auflehnten und ein Krieg ausbrach, flüchteten viele auf dei Nachbarinsel Kuba. Einer der Tänze, die sie von ihren früheren Herren übernommen und dorthin mitgebracht hatte, war die Contredanse. Um karibische Elemente bereichert, ging daraus der elegante Danzón hervor, der in den Clubs der weißen Oberschicht en vogue wurde.

Anfang der 1950er Jahre tauchte in den kubanischen Salons eine Variante auf, zu der man einen schnellen Wechselschritt tanzte. Das Geräusch, das dieser Tanzschritt verursachte, wurde mit cha cha chá imitiert und gab dem Tanz einen neuen Namen. Der Cha-Cha-Cha, wie er nun hieß, wurde rasch populär und zehn Jahre später in das Welttanzprogramm aufgenommen und war 2007 Tanz des Jahres.

Courante

Ursprünglich schnell und lebhaft, entwickelte sich die Courante [kuʀãt] (franz. courir, ital. correre: laufen) — auch Corrente, Corranto, Correnda — im 17. Jh. zum gravitätischen Eröffnungstanz des französischen Hofballs. Ludwig XIV. liebte sie besonders, denn diese langsame Variante gab ihm die Gelegenheit, sich durch zahlreiche Verzierungsschritte als eleganter Tänzer zu präsentieren.

Seit der Renaissance dokumentiert, was die Courrante bis ins 18. Jh. fester Bestandteil der Suite. Während die getragene französische Form sich durch einen reich verzierten polyphonen Satz auszeichnet, dessen Betonungsmuster zw. 3/2 und 6/4 changiert, steht die virtuose italienische Corrente im 3/4- oder 6/8-Takt und bleibt metrisch konstant. Um 1600 entstanden, ist der englische Typus, Corranto, aus dem Fitzwilliam Virginal Book ein typisches Beispiel für die lebhafte Urform dieses Tanzes.

Die metrischen Einheiten sind nicht die Viertel, sondern die punktierten (um die Hälfte verlängerte) Halben.

Deutscher Tanz

Der Deutsche Tanz oder der Teutsche ging aus der Alleande hervor (franz. allemand[e]: deutsche), die im Barock vor allem am französischen Hof beliebt war und als typisch deutsch galt. Sie gliederte sich in einen gemütlichen Vortanz im 4/4- und einen schnelleren Nachtanz im 3/4-Takt. Der Vortanz, in stilisierter Form Bestandteil der barocken Suite, wurde nach der Französischen Revolution gar nicht mehr gepflegt, während der Nachtanz sich im süddeutschen und österreichischen Raum zum volkstümlichen deutschen Tanz entwickelt hatte. Dieser war teilweise sogar verboten, weil man fürchtete, dass wälzend tänz zu unzüchtigen Betastungen verführten. Da aber ein schlechter Ruf noch nie der Popularität geschadet hat, wurde auch der deutsche Tanz immer beliebter. Kaiser Joseph II. schließlich gab für die Wiener Ballsaison Deutsche bei den bekannten Komponisten seiner Zeit im Auftrag. Im 19. Jh. ging der Deutsche Tanz in den schnelleren Walzer über.

Ecossaise

Aus einem schottischen Rundtanz im Zweiertakt entwickelte sich im 18. Jh. die Ecossaise (franz. écossais[e] [ekɔsɛ:z] schottisch) zu einem populären Modetanz, für den in jeder Saison neue Choreographien erfunden wurden. Die meisten Ecossaisen entstanden für Klavier, da man sie auf Hausbällen tanzte und das Klavier das gängige Hausinstrument war. Ab den 1830er Jahren wurde die Ecossaise von Walzer und Polka aus dem Ballsaal verdrängt.

Etüde

Das Wort Etüde kommt vom französischen étude (gesprochen: etüdh) und bedeutet Übung. Viele der sog. Übungsstücke eignen sich auch zum Konzertvortrag.

Halling

Von jungen Männern in Form eines akrobatischen Wettstreits aufgeführt, gehört der Halling zu den beliebtensten norwegischen Volkstänzen.

Lamento

Als Titel von Musikstücken seit dem 13. Jh. dokumentiert, entwickelte sich im Barock das Lamento (ital.: Klage, Klagelied; lamentare: klagen) zu einem Topos der Vokalmusik. Häufig vertont wurde z.B. die Klage der Ariadne, ein Sujet aus der griech. Mythologie, in der die kretische Königstochter, auf einer einsamen Insel zurückgelassen, ihr Schicksal beweint. Typisch für Lamento-Kompositionen sind meist chromatisch abfallende Tonfolgen.

Ländler

Der Ländler ist eine Bezeichnung für österreichisch-bayerische Volkstänze im langsamen 3/4 Takt und wurde zum Vorläufer des Walzers. Der Ländler besteht aus zwei wiederholten Teilen zu je 8 Takten. Es gibt verschiedene Formen, die von Stegreifgesängen (Gstanzln), Jodeln oder Stampfen (Schuhplattler) begleitet werden können. Seit der Zeit des Biedermeier und der Frühromantik haben auch Komponisten der Kunstmusik wie Schubert, Beethoven, Schumann und Weber Ländler komponiert.

Malagueña

Malagueñ ist ein Tanzlied aus Malaga (Südspanien) und gehört zur Familie der Fandango-Tänze. Typisch für die Malagueña sind die sich wiederholenden, gebrochenen Dreiklänge, zu denen eine absteigende Baßmelodie gehört. Dieses Schema wird in verschiedenen Abwandlungen ständig wiederholt und dient als Grundlage für Melodien, die oft auch improvisiert werden.

Mazurka

Die Mazurka ist ein mäßig schneller Tanz aus Masuren (Polen) in Dreiertakt.

Musette

Das französische Wort Musette [myzɛt] hat verschiedene Bedeutungen und bezeichnet u.a. eine best. Form des Dudelsacks. Als im Frankfreich des 18. Jh.s Schäferspiele in Mode kamen und der Adel sich damit vergnügte, in der Verkleidung als Hirten pastorale Szenen nachzustellen, wurde eigens dafür eine Musette de cour (Dudelsack des Hofes) entwickelt, die als vermeintliches Hirteninstrument für ländliches Kolorit sorgte. Zu ihren Klängen tanzte man einen mäßig schnellen Schäfertanz, der nun ebenfalls Musette hiel und im 2/4-, 3/4- oder 6/8-Takt stehen konnte. Bald entstanden auch für andere Instrumente Musette-Kompositionen, die durch lang ausgehaltene oder sich wiederholende Bordun- oder Liegetöne den charakteristischen Klang des Dudelsacks suggerierten.

Opus

Das lat. Wort opus Werk, abgekürzt op., bezeichnet das Werk eines schöpferischen Künstlers. Auf Anregung von Musikverlegern beziffern seit dem 19. Jh. viele Komponisten ihre Stücke mit fortlaufenden Opuszahlen. Werke, die dabei nicht berücksichtigt worden sind, werden nachträglich nummeriert, und zwar entweder als Werk ohne Opuszahl (WoO) oder, wenn sie aus dem Nachlass stammen, als opus post(h)umum (op. post. oder posth.). Ist die Opuszählung lückenhaft oder ungenau oder gar nicht vorhanden, kennzeichnet man die Stücke durch die entsprechenden Nummern aus dem Werkverzeichnis, das entweder den Namen des Komponisten trägt — z.B. Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) oder Händel-Werk-Verzeichnis (HWV) — oder den Namen desjenigen, der es angefertigt hat — z.B. Köchen-Verzeichnis (KV) bei Mozart, Hoboken-Verzeichnis (Hob.) bei Haydn, und Deutsch-Verzeichnis (D) bei Schubert.

Pastorale

Der Ausdruck Pastorale (ital. pastore: Hirte) bezeichnet ein Genre, das vor allem im 17. und 18. Jh. beliebt war und auf die Musik der Hirten und Schäfer anspielte (vgl. Musette). Ein Topos sowohl der Oper als auch der Literatur und der bildenden Kunst, griffen idealisierte Darstellungen musizierender Hirten Motive der griech. Mythologie auf, wie z.B. Szenen des Hirtengotts Pan, der auf einer Flöte aus Schilfrohr, der Panflöte, blies. Im Oratorium der Barock wandelte sich die Pastorale zu einem Instrumentalstück, das weniger auf die Hirten der antiken Sage als auf die weihnachlichen Hirten an der Krippe zu Bethlehem Bezug nahm.

Charakteristisch sind die 6/8- oder 12/8-Takt und langausgehaltene oder sich wiederholende Bass- oder Borduntöne, die die typischen Hirteninstrumente Schalmei, Drehleier und Sackpfeife (Dudelsack) suggerieren. Beethovens 6. Sinfonie wird ebenfalls Pastorale genannt, da sie Bilder des ländlichen Lebens verarbeitet, ohne aber mit der barocken Gattung in Zusammenhang zu stehen.

Polka

Die Polka ist ein um 1830 in Böhmen (heute Tschechien) entstandener lebhafter Paartanz im 2/4 Takt. Die Paare stellen sich in einem großen Kreis und tanzen ihre Schritte entgegen dem Uhrzeigersinn.

Präludium

Das Präludium (lat.: Vorspiel) war ursprünglich ein einleitendes Instrumentalstück, häufig mit improvisierten Akkorden, das Musikwerke einleitete, um auf ihren Charakter und ihre Tonart vorzubereiten. Im 19. Jh. verlor das Prélude, so die franz. Bezeichnung, die einleitende Funktion und emanzipierte sich zu einem eigenständigen Genre.

Rondo

Rondo bzw. franz. Rondeau ist eine Komposition, in der das Hauptthema, nach eingeschlobenen Zwischenteilen, immer wiederkehrt.

Spanische Romanze

Der Begriff Romanze taucht erstmals im Spanien des 14. Jahrhunderts auf und bezeichnet eine erzählende Dichtung. Die spanische Romanze ist die typische literarische Musikgattung spanischen Geistes und als solche bis heute lebendig geblieben. In ihrer reinsten Form findet sich die instrumental begleitende Romanze als Strophenlied bei den Vihuelisten des 16. Jahrhunderts, z.B. mit Zwischenspielen und variierter Strophenbegleitung in der Vihuela. (Ragossnig) Seit dem 18. Jahrhundert gebraucht man das Wort Romanze in Deutschland auch als Titel für gefühlvolle Instrumentalstücke.

Sarabande

Im Spanien des 16. Jh.s galt die Sarabande, die, von einer Frau allein oder von einem Paar ausgeführt, als anstößig und wurde verboten. Auspeitschungen, Verbannung, sogar Galeerenstrafe drohten jenen, die sie tanzten. Doch man tanzte sie, heimlich und in eher zweifelhaten Etablissements. Später wurde die Sarabande von der vornehmen Gesellschaft akzeptiert und — nun alles andere als lasziv — zum gravitätischen Tanz des französischen Hofballs.

Der Ursprung der Sarabande ist umstritten. Sie könnte aus einem andalusischen Fruchtbarkeits- oder einem Indianertanz aus Mittelamerika hervorgegangen sein. Denn die Sarabande wurde in den neuspanischen Kolonien erstmals dokumentiert. Charakteristisch für alle Sarabanden ist das Dreiermetrum mit einem betonten, punktierten zweiten Schlag. Als Instrumentalgenre ist die Sarabande das langsame Mittelstück der barocken Suite.

Sonate

Die Sonate ist die zentrale Gattung der Klaviermusik. Der italienisch Ausdruck sonata (sonare: klingen, musizieren) diente zunächst als Oberbegriff für ein Instrumentalstück allgemein und später als Bezeichnung für ein mehrsätziges Werk. Im 18. Jh. entwickelte sich das klassische Sonatenschema mit einem Kopfsatz in Sonatenhauptsatzform, gefolgt von einem langsamen Satz, einem Menuett oder Scherzo und einem Finale.

Tambourin

Das Tambourin (franz. le tambourin [tãburɛ̃]: kleine Trommel), auch Tamburin oder Schellentrommel, ist eine Handtrommel aus einem bespannten Metall- oder Holzring, an dem Schellen befestigt sind. Sein Name bezeichnet auch ein Genre aus dem Barock, nämlich eine lebhaften Bühnentanz, dessen Musik das Schlagen einer Trommel und den Klang von Militärpfeifen suggeriert.

Tango

Ende des 19. und Anfang des 20. Jh.s emigrierten Millionen Südeuropäer nach Argentinien und siedelten sich im Großraum von Buenos Aires an. Es kamen mehr, als das Land verkraften konnte, und schon bald herrschten in den Einwanderervierteln Armut und Kriminalität. Aus diesem Milieu ging das Tango hervor, in dem Elemente verschieneer Musikkulturen — diejenigen der Europäer und diejenigen der früheren afrikanischen Sklaven — verschmolzen.

Von der argentinischen Oberschicht als Ausdruck sittlicher Verkommenheit abgelehnt und von Papst Pius X. sogar verboten, versetzte der Tango das mondäne Europa in Euphorie, nicht zuletzt weil seine laszive Choreographie die bürgerliche Gesellschaft provozierte. Aber seit die Tanzfiguren entschärft worden sind, gehört der Tango zum Welttanzprogramm. In La Boca, dem einst berüchtigten Hafenviertel von Buenos Aires, wird er noch in seiner ursprünglichen Form getanzt.

Der Zwiefache

Zum einem bayerischen Volksfest gehört der Zwiefache, ein schwungvoller Volkstanz, der auch in Österreich, Tschechien (der tschechische Furiant) und im Elsass gepflegt wird. Charakteristisch ist der Wechsel zw. geraden (2/4, 4/4) und ungeraden Takten (3/4). Da die Taktwechsel teils in regelmäßiger, teil aber auch in unregelmäßiger Folge stattfinden, erfordert der Zwiefache hohe Konzentration und umso maßvolleren Bierkonsum. Seit dem 18. Jh. dokumentiert, spielt der Name nicht — wie man annehmen könnte — auf den Rhythmuswechsel, sondern auf die enge Tanzhaltung an, die als unsittlich galt.